Mein Auto, meine Wohnung…

Wenn man mit der Familie nach Nigeria auswandern will, sei es auch nur für eine kurze Zeit, dann muss man natürlich einige Dinge vorbereiten, damit sich Herzdame und Herzbube hier auch wohl fühlen. Zu der Grundausstattung gehören dabei natürlich eine eigene, schöne Wohnung und ein Auto. Stolz kann ich jetzt verkünden, beides ist vorhanden.

Ein Auto habe ich ja bereits im April gekauft. Damals ist eine Kollegin schwangerschaftsbedingt zurück nach Deutschland gegangen und ich habe ihr Auto übernommen. Wie es sich für Nigeria gehört, ist es ein kleines unauffälliges Auto: Mercedes Benz C-Klasse Kombi….Es ist aber tatsächlich schon ein etwas älteres Auto, was man einem Mitarbeiter der Deutschen Botschaft gehört hat, der es von Deutschland nach Nigeria geschifft hat. Das Auto stand jetzt seit April bis August fast 5 Monate auf einem Grundstück und wurde weder bewegt noch gestartet. Leider ist dieser Zeitraum auch übereinstimmend mit der Regenzeit hier. Und beide Faktoren zusammen haben dem Auto nicht besonders gut getan. Ich wollte mich nach meiner Ankunft also in das Auto setzen und es zumindest schon mal starten, doch nichts tat sich. Batterie komplett runter. Glücklicherweise hat die GIZ einen nigerianischen Mechaniker, mit dem sie zusammenarbeiten. Der hat das Auto etwas reparieren können. Ich habe ihm etwas dabei zugesehen und war fasziniert. Der Mechaniker, Mukaina heißt er, ist zwei Meter groß und hat Riesenpranken. Dennoch schraubt er blitzschnell auch die kleinsten Teile am Motor auf und zu. Er hat das Auto gestartet bekommen und das nicht etwas mit einem Kabel, das er an eine andere Batterie angeschlossen hat. Er fuhr mit seinem eigenen Wagen vor, baute seine Batterie aus, setzte sie in meinem Auto ein, startete das Auto und während der Motor lief, baute er die Batterie wieder aus und setzte meine ein…Gebracht hat es nicht so viel, meine Batterie musste dennoch komplett ausgetauscht werden, was aber üblich ist in Nigeria. Jetzt fährt das Auto zumindest wieder. Es gibt nur das zweite Problem, dass der Kofferraum nicht mehr zuging. Mukaina hat also den Kofferraumverschluss ausgebaut, etwas geölt und vom Rost befreit. Jetzt geht der Kofferraum wieder zu, aber nicht mehr auf, nur von innen. Das ist insofern ein Problem, als dass man hier bei großen Supermärkten oder im Hilton oder sonstwo immer den Kofferraum öffnen muss, wenn man auf den Parkplatz fährt, weil die Securities checken wollen, ob man auch keine Waffen oder Bomben drin versteckt. Ich kann ja nicht zum Supermarkt fahren und dann zum Securitymann sagen: „Sorry oh, aber bei meinem Mercedes bekommt man den Kofferraum nicht auf, aber ich könnte mal kurz reinkrabbeln und ihn von innen öffnen.“ Naja, der Verschluss wird demnächst ausgetauscht. Das dritte Problem sind die Papiere für das Auto, die sind noch nicht fertig. Unter anderem ist Nummernschild und Versicherung abgelaufen. Das erkennt man an einem großen Aufkleber an der Windschutzscheibe. Gerade bei einem Mercedes Kombi schauen alle, auch die Polizei, genauer hin, denn so ein Auto ist hier ziemlich ungewöhnlich. Wenn hier Mercedes gefahren wird, dann nur Limousine oder Sportwagen. Es ist also nicht ratsam, das Auto mit abgelaufenen Papieren zu fahren, das kann zu ernsthaften Problemen führen. Nächste Woche sind dann aber die Papiere abholbereit und ich kann endlich durch Abuja cruisen. Bis dahin kann ich mir noch überlegen, ob ich an roten Ampeln anhalte oder nicht. In den letzten Monaten hat China Aid, eine chinesische Geberorganisation, an sehr sehr sehr vielen Kreuzungen (wie klein sie auch sein mögen) solarbetriebene Ampeln aufgestellt. Teilweise stehen die jetzt 100 Meter voneinander entfernt und sind natürlich nicht per Computersystem miteinander gesteuert, sondern alle einzeln und anders getaktet. Hinzu kommt, dass eine Sekundenanzeige zeigt, wie lange noch rot ist und es ist doch sehr frustrierend, wenn man an die rote Ampel kommt und noch 45 Sekunden warten muss. Deshalb hält sich nicht jeder an die Ampeln. Besonders Taxifahrer fahren immer und sind richtig genervt, wenn vor ihnen Autos an der Ampel stehen bleiben und sie nicht vorbei kommen. Das drücken sie natürlich in einem ordentlichen Hupkonzert aus. Die Software in einigen Ampeln beginnt auch langsam zu spinnen. So sind manchmal alle Ampeln grün und manchmal springen die Ampelfarben diskomäßig durcheinander. Das stellt sich natürlich die Frage, China Aid hat die Ampeln bezahlt und hingestellt, doch wer ist zuständig, dass sich die nigerianischen Verkehrsteilnehmer auch dran halten und wer ist für die Wartung zuständig?…

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Neben einem Auto habe ich seit gestern auch eine eigene Wohnung in Nigeria. Da muss ich sagen, dass ich dabei viel Glück hatte. Es gab einige Interessenten an der Wohnung, doch ich habe sie schon in Deutschland reservieren lassen. Das ist eigentlich in Nigeria nicht möglich, hier gilt first comes first serves. Aber die Frau meines Chefs ist mit dem Vermieter befreundet. Außerdem wohnen auf dem Grundstück auch viele weitere GIZ-Mitarbeiter und daher weiß der Vermieter, dass er auf jeden Fall seine Miete bekommt, was ja auch nicht immer selbstverständlich ist. Die Wohnung befindet sich auf einem Grundstück mit zwei Mehrfamilienhäusern und insgesamt 12 Wohnungen plus Boys Quarter (das ist ein separates Haus, wo Hausangestellte wohnen), nebenan ist noch ein Haus mit vier Wohnungen, Dachterrasse mit super Aussicht über Abuja und kleinem Fitnessstudio, was auch von uns genutzt werden kann. Die Wohnung hat drei Schlafzimmer alle mit Bad, ein Wohnzimmer, zwei Balkone und Küche mit Speisekammer. Bis zum Büro sind es 5 Minuten zu Fuß. Gestern habe ich meinen Umzug gemacht, habe also alle meine Sachen, verteilt auf zwei Koffer, hierher gebracht. Von einer anderen Kollegin, die Ende des Monats Nigeria verlässt, habe ich ein Bett gekauft. Und jetzt bin ich hier in meiner großen Wohnung, wo aus einem Kühlschrank, ein paar Schränken, einem Herd und einem Bett nichts drin ist. Aber ein Schritt nach dem anderen. Ich habe ja noch bis Januar Zeit die Wohnung einzurichten und schick zu machen, sodass sie meinen Lieben auch gefällt. Als allererstes brauche ich aber einen Tisch und einen Stuhl, ohne geht’s gar nicht. Aber um das zu kaufen, brauche ich mein Auto…

Wie auch immer, ich halte euch auf dem Laufenden und bis dahin noch ein paar Fotos von der Wohnung.

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